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Next City Sounds
von Laura Bisch

Künstlerportrait: Francisco López


Eigene Impressionen vom Künstler.


Francisco López sieht genau so aus, wie man sich einen Künstler vorstellt: Dreitage-Bart, Schlabberhose und eine Mütze auf dem Kopf. Seine Aura wirkt bestimmt und selbstsicher. Als ich in den Kubus im ZKM gehe, um mir seine Live-Performance anzuschauen, erwartet mich nicht ein bestuhlter Raum, wie etwa bei einem Konzert. Die Stühle scheinen wild im Raum platziert. In der Mitte ist ein Mischpult. Allein diese Platzierung sagt schon etwas über López’ Absicht aus: Er will nicht als Star im Rampenlicht stehen — er will zwischen den Zuschauern sein und den Fokus auf seine Kunst legen. Seine Musik. Als ich in den Raum gehe, wird mir also eine Augenbinde in die Hand gedrückt — Es geht schließlich nur um den Sound. López ist bereits seit rund 40 Jahren ein international anerkannter Klangkünstler. Seine zahlreichen Klanginstallationen weltweit wurden in Museen wie dem PS1 Contemporary Art Center New York, dem Museum of Modern Art Paris oder dem Center of Contemporary Art in Japan präsentiert. Seine Arbeit führt ihn um die ganze Welt— denn überall gibt es neue Sounds zu entdecken. Und kein Sound gleicht dem anderen!

Für „Next City Sounds“ hat López eine eigene Arbeit erschaffen, die sich aus Geräuschen aus Karlsruhe zusammensetzt. Dabei liegt sein Fokus aber nicht — wie gewöhnlich — auf den lauten Bahnen und den Baustellen. López bedient sich für seine Live-Performance besonders an den Umgebungsklängen, die in den „leisesten Stunden der Nacht“ aufgenommen worden sind. Er zeigt den Karlsruhern also etwas, das sie auf der einen Seite in- und auswendig zu kennen scheinen, aber ihnen auf der anderen Seite trotzdem fremd ist. Wie oft lauscht man nachts schon seiner Umgebung? Es hat etwas magisches, sich die Geräusche ganz blind anzuhören. Und tatsächlich klingt es wie Musik. López schafft es, mich gänzlich in seine Komposition einzuhüllen. Tausend Einflüsse strömen auf mich ein. Ich kann irgendwann noch nicht einmal mehr einschätzen, wie lange ich hier schon sitze. Es könnten Minuten oder Stunden sein. Ich habe mein Zeitgefühl verloren. Aber genau darum geht es: Sich einmal nur auf die Sounds konzentrieren. Wenigstens für diese eine Stunde.



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